Grundwissen

Einleitung

Gottesanbeterinnen erfreuen sich in der Haltung exotischer Tiere wachsender Beliebtheit. Man findet sie häufig auf Terraristikbörsen, gelegentlich in Zoogeschäften und immer häufiger auch Online. Sie eignen sich auch hervorragend als Haustiere für Kinder und Jugendliche, da sie den Umgang und die Pflege eines Lebewesens (schätzen) lernen können – mit wenig Platz und Zeitaufwand. Sie sind günstig in der Anschaffung und Pflege, brauchen wenig Platz und sind einfach in der Haltung.

Gottesanbeterinnen sind auch für Allergiker (Tierhaarallergie) bestens als pflegeleichtes Haustier geeignet, da gegen diese Insekten kaum eine Allergie entwickelt wird. Auch als günstige Urlaubs-Alternative geeignet (in Zeiten der Corona-Krise oder steigenden Flugpreisen). Für Kinder ab dem Kindergartenalter (selbstverständlich zum Wohle des Tieres unter Aufsicht eines Erwachsenen), aber auch für Sie selbst können Sie sich mit diesen pflegeleichten Haustieren ein Stück Natur ins Zimmer holen! Und vielleicht die Angst vor Krabbeltieren ablegen, ja sogar den Wert der Insekten für die Natur zu schätzen lernen… 

Dabei stellen die im Handel gängige Arten nur einen kleinen Ausschnitt der immensen Farb- und Formvielfalt dieser Tiergruppe dar. Nicht nur ihre außergewöhnliche Erscheinung, sondern auch die leicht zu realisierenden Haltungsparameter machen sie zu einem dankbaren Mitbewohner. Als Lauerjäger haben sie einen relativ geringen Bewegungsdrang, wodurch einige Arten auch zur Zimmerfreihaltung geeignet sind. Auch wenn sie sich räuberisch ernähren sind sie für den Menschen ungiftig und ungefährlich.

Um eine Gottesanbeterin zu halten sollte man folgende Anschaffungen machen:

  • Terrarium mit zwei(!) Lüftungsflächen (um Stickluft zu vermeiden)
  • Einrichtung: Äste / Pflanzen horizontal im oberen Bereich des Terrariums, am Besten Gaze am Deckel
  • Kleinere Organismen im Bodengrund als "Putzkolonne"
  • Pflanzensprüher zur Wasserversorgung
  • Lebendfutter: Fliegen, Heimchen, Grillen, Heuschrecken, Schaben, Falter etc.
  • Futterpinzette

Für anspruchsvolle bzw. wärmeliebende Arten zusätzlich: Wärmende Lampe/Heizmatte und Hygrothermometer. 

Das Terrarium und die Einrichtung fallen weg wenn man die Gottesanbeterin frei im Zimmer hält.

Gruppen- oder Einzelhaltung

Da sich Gottesanbeterinnen von anderen lebenden Insekten ernähren, besteht bei allen Arten grundsätzlich die Gefahr, dass sie sich gegenseitig auffressen. Wegen dieser Kannibalismusgefahr ist generell die Einzelhaltung empfohlen. Einige Ausnahmen sind dennoch gruppentauglich (z.B. Phyllocrania paradoxa). Trotzdem muss man auch dabei mit Verlusten rechnen und dauerhaft Futter anbieten! Gleiches gilt für die Gruppenhaltung von frisch geschlüpften Tieren. Als "Babys" werden diese oft zusammen aufgezogen (bis L3/L4).

"Gruppentaugliche" Mantiden im Shop... 

Terrarium

Für die Haltung der meisten Gottesanbeterinnen haben sich Terrarien mit den Maßen 20 x 20 x 30 cm (LxBxH) bewährt, in denen dann ein adultes  oder mehrere Jungtiere (Achtung - Kannibalismusgefahr!)  gehalten werden können. Bei großen Arten (über 9 cm Größe)  sollte auf Terrarien zurückgegriffen werden, die auch eine Grundfläche von 30 x 30 cm aufweisen. Um Stickluft zu vermeiden, sollte das Terrarium mindestens zwei Lüftungsflächen, z.B. eine vorne und eine im Deckel, aufweisen. Die im Handel häufig erhältlichen “Spinnenwürfel” mit nur einer Lüftungsfläche oben sind demnach nicht geeignet. Außerdem hat sich das Auskleiden des Deckels mit Gaze als vorteilhaft erwiesen, da sich viele Arten dort kopfüber hängend gerne aufhalten. Bei der Einrichtung mit Ästen und Pflanzen beachten, dass auch Platz zum Häuten frei bleibt. Eine Gottesanbeterin braucht ca. die doppelte Körperlänge nach unten Platz, um sich erfolgreich zu häuten.

Der Bodengrund des Terrariums kann nach Belieben mit Erde, Steinen, Sand, Moos oder Küchenpapier ausgekleidet sein.

Um eine erhöhte Temperatur zu erreichen reicht ein kleiner Halogenstrahler oder eine Heizmatte.

Um die Luftfeuchte zu erhöhen sollte je nach Art zwischen zwei mal am Tag und allen drei Tagen mit einem Pflanzensprüher die Innenwände und die Einrichtung besprüht werden. Es empfiehlt sich, abends zu sprühen, damit Nachts und Morgens eine hohe Luftfeuchte herrscht und so optimale Bedingungen zur Häutung herrschen. Die Häutung findest meist in den Dämmerungsstunden statt. Mit einem Thermometer kann die Temperatur und mit einem Hygrometer die Luftfeuchtigkeit überprüft werden. Im Gegensatz zur häufig vertretenen Meinung, nachts dürfe es nicht unter 18°C haben, habe ich auch mit tieferen Nachttemperaturen bislang keine Probleme gehabt.

Kleinere Stadien werden gerne in kleineren Terrarien großgezogen, da man so im weniger Futter anbieten muss. Das Futter sollte der Gottesanbeterin häufiger “über den Weg laufen”, da die Gottesanbeterinnen Lauerjäger sind.

Terrarien im Shop...

Nahrung und Wasseraufnahme

Verfüttert werden können alle Sorten und von ungiftigen Insekten (Achtung bei Liguster-fressenden Phasmiden!) und Spinnen. Dabei wird alles bis zur eigenen Körpergröße gefangen. Vorsicht jedoch mit großen Heimchen und Steppengrillen! Diese können Gottesanbeterinnen in unbeobachteten Momenten anfressen und gefährlich verletzen. Außerdem halten sich Heimchen und Grillen eher am Boden versteckt auf, im Gegensatz zu den Gottesanbeterinnen, die im oberen Teil des Terrariums auf Beute lauern. Manche Mantidenarten sind empfindlicher, was das Futter betrifft und sollten artgerecht ernährt werden. So eignet sich für im Geäst oder auf Blüten lauernde Gottesanbeterinnen Fluginsekten als Nahrung, wohingegen am Boden jagende Gottesanbeterinnen eher mit krabbelnden Insekten gefüttert werden sollten. Eine günstige und gut verdauliche Ernährung sind zum Beispiel Schmeiß- oder Goldfliegen, die sich aus den Maden entwickeln, die man im Anglerfachgeschäft erwerben kann. Fliegen können auch leicht mit Honig angefüttert werden, sodass die Gottesanbeterinnen noch mehr Energie und Vitamine aufnehmen. Ein Einstäuben des Futters mit Vitaminpulver ist jedoch nicht nötig und auch UV-Licht benötigen Mantiden nicht.

Wie viel oder wie häufig man eine Gottesanbeterin füttern sollte hängt natürlich von der Größe der Futtertiere ab. Generell ist ein Überfüttern kaum möglich. Wenn sie satt ist wehrt sie Futtertiere mit den Fangarmen einfach ab. An der Dicke des Hinterleibes lässt sich der Ernährungszustand leicht erkennen. Wenn das Hinterteil deutlich rund und nicht abgeflacht ist kann eine Gottesanbeterin auch mehrere Tage ohne Futter überleben. Große Arten können normalerweise ohne Probleme länger als eine Woche ohne Futter auskommen. Achtung, die Kannibalismusrate steigt natürlich in Zeiten mit knappem Futterangebot!

Gottesanbeterinnen trinken in der Natur nicht aus Wasseransammlungen auf dem Boden, daher wird auch ein Wassernapf im Terrarium nicht angenommen. Sie stillen ihren Durst durch die Aufnahme von Wassertropfen , die sich durch Regen oder Morgentau bilden. Ich habe keine schlechten Erfahrungen damit gemacht das Tier direkt mit einem Pflanzensprüher anzusprühen. Im Gegenteil: Wassertropfen werden gerne direkt von den Fangarmen aufgenommen.

Wie oft ein Tier gefüttert werden muss, hängt immer von Größe der Futtertiere ab. Als Faustregel gilt: Mindestens eine Fliege pro Tag oder eine Heuschrecke pro Woche. Entscheidend ist die Dicke des Hinterleibes (Abdomen). Dieses sollte immer deutlich rund (“gut gefüllt”) wirken. Futterempfehlungen für die verschieden angebotenen Abgabestadien bei den jeweiligen Produktbeschreibungen zu finden!

Unsere Mantiden